Waldshut-Tiengen,

Umbaubericht WB-Rüst

Eine ganze Zeit lang galt im THW die Devise, dass seitens der Bundesanstalt keine neue Anhänger beschafft werden – stattdessen wurde als Übergangslösung auf gebrauchte Anhänger zum Beispiel der Bundeswehr zurück gegriffen. Auch in unserem Ortsverband versah ein gebraucht vom Heer übernommener Anhänger als Transportkomponente für das Rüstholz des OVs seinen Dienst. Alle zwei Jahre stellten sich die Helfer aufs Neue die bange Frage: würde er es noch einmal über den TÜV schaffen? Immerhin war der Anhänger Baujahr 1976 und damit schon deutlich über seine ursprüngliche Nutzungsdauer hinaus im Einsatz.

Umbau WB-Rüst

Im Laufe der letzten Jahre wurde der Wunsch nach einem neuen Anhänger für das immer umfangreicher werdende Rüstmaterial des Ortsverbandes deutlich. Klar war auch, dass man auf eine Ersatzbeschaffung durch das THW selbst noch lange würde warten müssen. Daraufhin machten sich einige Helfer unter der Leitung von Andreas Ronecker an die Aufstellung eines Lastenheftes, welche die grundlegenden Funktionen des neuen Anhängers umreißen sollte.

Grundsätzlich entschied man sich dazu, anstelle eines normalen Transportanhängers auf ein Wechselladekonzept zu setzen. Die Vorteile liegen auf der Hand: während nur ein einziger Hänger in der Halle steht, kann die eigentliche Nutzlast durch Austausch des Ladungsträgers um mehrere Kombinationen erweitert werden. So beschloss man die Anschaffung einer Anhängerlafette, welche auf ihrer Oberseite einen ISO-Container aufnehmen kann. Dieses auch als Wechselbrücke bekannte System wird von zahlreichen Speditionen deutschlandweit benutzt und überzeugt nicht nur durch seine hohe Variabilität, sondern auch durch die vergleichsweise günstigen Anschaffungspreise. Mit Hilfe des luftgefederten Fahrwerks der Lafette kann der Container zunächst angehoben und dessen Füße ausgeklappt werden; danach senken sich diese auf den Boden ab und die Lafette wird unter dem Container hinaus gefahren.

Schlussendlich beschaffte der Ortsverband mit Hilfe des Fördervereins über die Firma Lippstätter Anhänger eine gebrauchte Lafette sowie einen passenden Container in THW-blau. Die Lafette selbst ist Baujahr 2008 und hat bei einer Leermasse von 2960 Kilogramm eine maximale Gesamtmasse von 16000 Kilogramm.

Doch mit dem Ankauf von Lafette und Container war die Arbeit nicht getan – im Gegenteil, das Umbauprojekt des WB-Rüst kam nun erst so richtig in Fahrt. Viele Ideen wurden seitens der Helfer geäußert, überprüft, verworfen und wieder verändert. So konnten Vorstellungen wie eine Auffahrrampe, eine Ladebordwand oder ein Hilfskran zur Beladung aufgrund verschiedener technischer oder finanzieller Schwierigkeiten nicht realisiert werden. Eine Innenbeleuchtung jedoch, passende Regale sowie eine auf die Bedürfnisse des THW-Ortsverbandes ausgerichtete Beladung standen nach wie vor ganz oben auf der Wunschliste.

Bevor die Wechselbrücke im Frühjahr 2017 in Dienst gestellt werden konnte, waren viele Stunden Arbeit notwendig, um aus einem leeren Container ein Einsatzmittel des THW zu machen. Während sich eine Gruppe um die Modifikation der Lafette kümmerte und diese unter anderem mit neuen Schmutzfängern und der THW-typischen roten Konturenmarkierung versah, musste auch der zukünftige Rüstholzcontainer aufwendig aufgearbeitet werden. So wurde das Innenleben des mit festen Bordwänden und zweiflügeligen Hecktüren versehenen Überseecontainers in lichtgrau lackiert und Maßnahmen gegen Schimmelbildung getroffen. Unter Federführung von Zugtruppführer Andreas Ronecker wurden gebrauchte Kragarmregale beschafft, abgeschliffen, neu lackiert und passend zugeschnitten, sodass sie mit einer eigens angefertigten Bodenverankerung verkehrssicher im Container verschraubt werden konnten. Auf diesen massiven Stahlregalen ruhen nun durch Spanngurte gesichert die langen Holzbalken, welche im Einsatzfall für das Abstützen von Gebäuden genutzt werden können. Eine Unterbringung des umfangreichen Rüstholzmaterials im alten Rüstholzanhänger war in diesem Umfang bisher nicht möglich gewesen. Auch ein bereits vorgefertigtes Abstützsystem, welches von wenigen Helfern vor Ort schnell abgeladen und montiert werden kann, ist im Kragarmregal verstaut.

Ein weiterer dringend geäußerter Wunsch der Mannschaft betraf die Unterbringung des gesamten Kleinmaterials, welches für die unterschiedlichen Einsatzoptionen wie Abstützeinsätze, Hoch- und Tiefbauunfälle vonnöten ist. Hierzu wurde ein Regal mit passenden Boxen auf der linken Fahrzeugseite montiert. In den Boxen verstaut und beschriftet ist all das, was man als Kleinmaterial benötigt: von Schrauben über Kleinwerkzeug und Anschlagmitteln bis hin zu Arbeitsleinen, Bauklammern und einer Hygieneausstattung.

Weiterhin vorhanden sind Vier am Boden fixierte Gitterboxen, welche größeres Material wie Ankerstäbe, Schubkarren, Eimer und Holzbalken sicher aufnehmen. Zum Schluss wurde die Beladung um eine Werkzeugwand für Bolzenschneider, Vorschlaghammer, Schaufeln, Besen und Beile ergänzt. Auch zwei Böcke zur Holzbearbeitung sind vorhanden, wobei auf schweres Equipment bewusst verzichtet wurde: alle weiteren Werkzeuge wie Ketten-, Kreis- und Stichsägen mit entsprechender persönlicher Schutzausstattung und Zubehör sind auf dem primär zugeordneten Fahrzeug, dem GKW, sowie dem Werkstattwagen des MzKW vorhanden.

Die imposanten Größendimensionen werden vor allem dann deutlich, wenn man den alten Rüstholzanhänger neben die neue Wechselbrücke stellt. Das Platzangebot ist trotz gestiegenen Materialumfangs wesentlich größer als vorher, und obwohl die Wechselbrücke nun deutlich höher liegt als zuvor ist das Be- und Entladen einfacher geworden: über eine in Bolzen zu verankernde Aluminiumtreppe, welche bei Nichtgebrauch an der Innenseite einer der Containertüren verstaut ist, kann die Wechselbrücke komfortabel betreten werden. Auch wenn der Container abgesattelt ist und die Lafette mit einem anderen Modul bestückt wird, ergibt sich hierdurch kein Nachteil.

Zu guter Letzt wurde eine Beleuchtungseinrichtung in LED-Ausführung in die Wechselbrücke verbaut, welche sich direkt nach dem Öffnen der Türen einschalten lässt und die nicht nur den Innenraum erhellt, sondern über rückwärtig angebrachte Strahler auch den Bereich direkt hinter dem Container beleuchten kann. Mit Strom versorgt wird die Beleuchtung über eine Einspeisedose an der Unterseite des Containers, welche als NATO-Stecker mit allen LKW des THW kompatibel ist.

Bereits kurz nach der Indienststellung begann die Ausbildung am WB-Rüst, welcher bei den Abstütz- und Eigentumssicherungseinsätzen in Ettikon und Tiengen im Sommer 2017 bereits mehrfach im Einsatz war.

Mehr Infos zum Wechselbehälter Rüst


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